Artikel, Nachrichten, Meldungen
Heimat Echo 21.11.2001 | Alster Anzeiger 25.10.2001 | Alster Anzeiger 23.11.2000 |
Alster Anzeiger 30.03.2000 | Markt 30.03.2000


Heimat-Echo,
Mittwoch, 21. Nov. 2001

Junge Estin im Apfelerntesegen mitten in Sasel

(rd) Sie heißt Eva-Helen Talvik, kommt aus Estland, ist 22 Jahre alt, möchte im kommenden Jahr eine Berufsausbildung im Umweltschutz, vor allem für Entsorgungsfragen, beginnen und arbeitet seit Oktober für drei Monate in dem internationalen "Leonardo da Vinci" Austauschprogramm für junge Arbeitnehmer in Europa als Praktikantin im Hamburger Umweltzentrum an der Karlshöhe. Die junge Estin hatte dafür extra einige Deutschkurse belegt, freut sich auf jeden Arbeitseinsatz, an dem sie beteiligt ist, auch wenn die verbale Verständigung oft noch ihre Tücken hat und Irmgard Dudas vom BUND, die sie ein wenig unter die Fittiche genommen hat, ihr nicht nur gelegentlich eine Dolmetscherin besorgt, sondern auch zusätzlichen gezielten Deutschunterricht vermittelt.

Beim großen Apfelernte-, -sortier- und Mosttermin auf der rund 2,5 Hektar großen und von rund 150 Apfelbäumen aus mehr als 50 verschiedener Sorten bestandenen Streuobstwiese von Elke und Dieter Nitz in Sasel waren solche Vermittlerdienste nicht nötig. "Wir haben uns prächtig verständigt mit Gesten, Pantomime und Lächeln, wo immer es nicht anders ging," betont Elke Nitz, die seit Monaten schon fast täglich die riesige Apfelernte verarbeitet. Insgesamt rund zehn Tonnen Äpfel reiften im Vorjahr in ihrem Obstbaum-Areal, für das der BUND und das Umweltzentrum Karlshöhe die Patenschaftsbetreuung überhommen haben. Es ist ein grünes Paradies mitten im Wohngebiet zwischen den Straßen Auf der Heide und Frahmredder. Dass dies auch weiterhin so bleibt, wird nicht nur vom BUND und dem Umweltzentrum unterstützt, sondern auch von der Stiftung Naturschutz und dem Botanischen Verein.

Schon vor gut 80 Jahren wurde die weitläufige Obstwiese einst angelegt, doch irgendwann verwilderte das Gelände und die in Vergessenheit geratene alte Apfelplantage wurde erst wieder entdeckt, als Elke und Dieter Nitz das brachliegende Nachbargrundstück als Ponywiese pachteten und dann zunächst entkusselten, Buschgestrüpp und Birken Wildwuchs entfernten. Fast 100 Apfelbäume erhielten wieder, Freiraum, guten Lichteinfall und vorsichtige Naturpflege durch die neuen verständnisvollen Pächter, die nicht nur zunächst von Experten die vielen unterschiedlichen Apfelbaumsorten genau spezifizieren ließen, sondern auch noch weitere Sorten neu anpflanzten, wo immer im Laufe der Zeit Lücken entstanden waren.

Für Dieter Nitz, Diplomingenieur im Vorruhestand, ist die Plantage längst zur "Zweitberufsaufgabe" geworden. Ehrensache, dass alle Äpfel geerntet und dann zumeist in Elkes Küche nach alter Bauernart vermostet werden. Einen großen Stammkundenkreis haben sie für ihren Saftsegen im Laufe der Zeit erreicht. Für die Bedienung der alten Hand-Mostpresse ist Dieter Nitz zuständig, bei der Ernte helfen junge Mitarbeiter vom Umweltzentrum, die benötigten Flaschen zum Abfüllen bringen Nachbarn, Freunde und Stammkunden. "Ganz so reichlich wie im Vorjahr wird die Ernte wohl dieses Mal nicht ausfallen," schätzt Dieter Nitz. Im Jahre 2000 konnten sie insgesamt 4.025 Liter Apfelsaft abfüllen.